Wie deutsche Abgeordnete Israel besser verstehen lernen
Shownotes
Gast: Carsten Ovens, Geschäftsführer von ELNET (Berliner Büro).(European Leadership Network). Er ist Autor des Buches "Im Morgen Grauen". Foto: Anika Nowak. Host: Konrad Göke, Chefredakteur von politik&kommunikation
Zentrale Themen und Thesen:
Die Arbeit von ELNET als Brückenbauer:
- Carsten Ovens erklärt die Mission von ELNET, das seit 2007 die europäisch-israelischen Beziehungen als Denkfabrik und Netzwerk stärkt. [ca. 00:01:39]
- Ein zentraler Teil der Arbeit sind Delegationsreisen, um den politischen Dialog zwischen Europa und Israel auf allen Ebenen zu vertiefen. [ca. 00:01:45]
- Ovens betont den Ansatz "Content First": Die Reisen sind keine touristischen Ausflüge, sondern intensive, fachpolitische Bildungsreisen, die auf die jeweiligen Interessen der Abgeordneten zugeschnitten sind (z.B. Gesundheitspolitik, Umwelt, Sicherheit). [ca. 00:03:22]
- Ziel sei es, auch kritischen Stimmen eine Plattform für den direkten Dialog zu geben, da eine Freundschaft auch offene Gespräche erfordere. [ca. 00:08:53]
Hintergründe der abgesagten Delegationsreise:
- Konrad Göke fragt nach einer geplanten, aber abgesagten Delegationsreise mit Bundestagsabgeordneten nach Israel. [ca. 00:01:10]
- Carsten Ovens erläutert, dass die Reise anlässlich des 60. Jubiläums der deutsch-israelischen Beziehungen stattfinden sollte. [ca. 00:01:56]
- Sie wurde aufgrund des iranischen Angriffs auf Israel abgesagt, da der Flugverkehr – erstmals auch von israelischen Airlines – komplett eingestellt wurde. [ca. 00:02:17]
Persönliche Erlebnisse am 7. Oktober:
- Carsten Ovens berichtet, dass er am 7. Oktober zufällig privat mit seinem Vater in Israel war. [ca. 00:16:41]
- Er erlebte den Raketenalarm während einer Laufrunde in Tel Aviv und musste Schutz suchen. [ca. 00:17:35]
- Ovens beschreibt die Erfahrung, die Zerstörung in den Kibbutzim und auf dem Nova Festival-Gelände aus erster Hand zu sehen, als prägend für sein Buch "Im Morgen Grauen". [ca. 00:20:35]
Israels Sicherheitsdoktrin und die Bedrohungslage:
- Carsten Ovens argumentiert, dass die israelische Perspektive auf Sicherheit in Deutschland schwer nachzuvollziehen sei. Während Deutschland von Freunden umzingelt sei ("nie wieder Krieg"), laute die israelische Lehre aus der Shoah "nie wieder wehrlos". [ca. 00:12:42]
- Das Sicherheitsversprechen des Staates an seine Bürger sei in Israel parteiübergreifend und wurde am 7. Oktober fundamental erschüttert. [ca. 00:14:48]
- Die Vernichtungsdrohungen der Hamas, die in deren Charta festgeschrieben sind, müssten ernst genommen werden. Der Angriff vom 7. Oktober sei der Versuch gewesen, diese Ideologie in die Tat umzusetzen. [ca. 00:15:27]
Medien, Narrative und die Herausforderung der Kommunikation:
- Konrad Göke stellt fest, dass in der öffentlichen Debatte in Europa israelische Perspektiven oft unterrepräsentiert sind. [ca. 00:27:49]
- Carsten Ovens weist auf die gezielte Desinformationsstrategie der Hamas hin. Als Beispiel nennt er die Falschmeldung über die Bombardierung eines Krankenhauses, die von der Hamas-Propagandaabteilung innerhalb von Minuten verbreitet wurde. [ca. 00:29:40]
- Er argumentiert, dass solche emotionalen Bilder nur schwer durch Fakten zu korrigieren seien, da ein Rechtsstaat wie Israel Zeit für die Untersuchung von Vorfällen benötige, während eine Terrororganisation gezielt mit Falschinformationen arbeite. [ca. 00:30:27]
- Die Hamas nutze die palästinensische Zivilbevölkerung als Schutzschilde und greife gezielt auch Helfer von Hilfsorganisationen an, um Bilder zu erzeugen, die der Radikalisierung dienen. [ca. 00:29:33]
Die Zukunft: Ein "Tag danach" für Gaza?
- Carsten Ovens sieht eine Parallele zur Entnazifizierung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein "Day-After-Szenario" für Gaza müsse eine Deradikalisierung und ein neues Bildungswesen umfassen, das auf ein Miteinander statt auf Hass und Terror setzt. [ca. 00:33:32]
- Er betont, dass Israel den Frieden mit den Palästinensern anstrebe, dies aber nicht mit der Hamas möglich sei. [ca. 00:34:09]
- Internationale Partner, darunter auch arabische Nationen und Deutschland, müssten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer friedlichen Zukunft für die Region spielen. [ca. 00:35:02]
Neuer Kommentar