Anti-Woke gegen Gemeinwohl: Amerikas Wirtschaft am Scheideweg

Shownotes

Gast: Rana Islam, Unternehmensberater und Sozialwissenschaftler. Er war kürzlich Fellow im Thomas Mann House in Los Angeles. Host: Konrad Göke, Chefredakteur p&k

Links: Thomas-Mann-House, https://www.vatmh.org/de/


Zentrale Themen und Thesen:

(00:00:52) Das Thomas Mann House: Ein Ort des transatlantischen Dialogs

  • Rana Islam erklärt, dass das Thomas Mann House [00:01:01] das ehemalige Exilhaus des Literaturnobelpreisträgers in Los Angeles ist.
  • Er beschreibt Los Angeles als ein historisches Epizentrum für deutsche Exilanten, die vor den Nazis geflohen sind [00:01:22].
  • Heute, so Islam, dient das von der Bundesregierung erworbene Haus als Ort des Austauschs und vergibt Fellowships an Intellektuelle und Vordenker [00:01:56].
  • Islams Forschungsthema war die Verantwortung von Unternehmen für die Aufrechterhaltung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt [00:02:45].

(00:09:49) Die Stimmung in der US-Wirtschaft: Zwischen "Vibe Shift" und unternehmerischer Verantwortung

  • Rana Islam beschreibt die Annahme, dass die USA in Sachen unternehmerischer Verantwortung weiter seien als Deutschland, als Ausgangspunkt seiner Forschung [00:15:26].
  • Er konstatiert jedoch einen "Vibe Shift" [00:22:17]: eine reaktionäre, neokonservative Welle, die auch die Wirtschaft erfasst hat.
  • Seit Januar 2025, mit der neuen Trump-Regierung, so das im Podcast angenommene Szenario, werden Gleichstellungsprogramme wie DEI (Diversity, Equity, and Inclusion) und ESG (Environmental, Social, and Governance) aktiv bekämpft [00:17:36].
  • Die US-Regierung droht, keine öffentlichen Aufträge mehr an Unternehmen zu vergeben, die solche Programme weiterführen [00:19:48].
  • Islam beobachtet einen "kompletten Rollback" [00:21:55]: Viele Unternehmen bauen ihre Programme ab oder kommunizieren sie zumindest nicht mehr nach außen.

(00:22:40) Die Realität hinter dem "Rollback": Warum Unternehmen an Vielfalt festhalten

  • Trotz des politischen Drucks zeigt eine Studie, dass die übergroße Mehrheit der Unternehmen (ca. 70%) ihre DEI-Programme beibehält oder sogar ausbaut [00:23:22].
  • Der entscheidende Unterschied, so Islam, ist, dass sie nicht mehr darüber reden. Die öffentliche Kommunikation wird zurückgefahren, um nicht ins Visier der Politik zu geraten [00:23:44].
  • Der Grund für das Festhalten an den Programmen ist laut Islam eine pragmatische, utilitaristische Logik: Vielfältige Belegschaften bringen klare unternehmerische Vorteile [00:27:07].
  • Eine weitere Studie des UN Global Compact zeigt, dass 82% der Unternehmenschefs glauben, dass Nachhaltigkeit in den nächsten fünf Jahren wichtiger wird [00:24:42].

(00:27:41) Die Macht der Tech-Milliardäre und die "Zombie Democracy"

  • Rana Islam verweist auf die konzentrierte Macht einer kleinen Gruppe von Tech-Leadern wie Elon Musk, die eine klare libertäre Agenda verfolgen [00:30:14].
  • Er warnt jedoch davor, diese kleine, aber laute Gruppe als repräsentativ für die gesamte US-Wirtschaft zu sehen. 90-95% der Unternehmen hätten keine solche ideologische Agenda [00:30:38].
  • Islam zitiert den Begriff der "Zombie Democracy" von George Packer [00:36:13]: Moderne Autokratien zielen nicht mehr auf die Mobilisierung der Massen, sondern auf deren Demobilisierung und Rückzug ins Passive (Schweigen).

(00:35:19) Politische Müdigkeit und der Arbeitsplatz als Ort der Begegnung

  • Rana Islam argumentiert, dass der Arbeitsplatz ein zentraler Ort sozialer Begegnung ist, an dem gesellschaftliche Konflikte unweigerlich ankommen [00:38:15].
  • Unternehmen müssen sich daher fragen, wie sie mit diesen Konflikten umgehen wollen [00:39:09].
  • Er plädiert dafür, den betriebswirtschaftlichen Nutzen von Demokratie und Zusammenhalt stärker herauszuarbeiten, um Unternehmen zum Handeln zu motivieren [00:37:33].
  • Der Schlüssel sei, laut zu sein und klar Flagge für eine freiheitlich-demokratische Ordnung zu zeigen, von der letztlich auch die Wirtschaft profitiert [00:36:56].

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