WKP Folge 06 - Kann er Kanzler?

Shownotes

Konrad Göke (Chefredakteur politik&kommunikation), Kajo Wasserhövel (Wahlkampfexperte) und Rudolf Hetzel (Herausgeber politik&kommunikation)

Bei einer Umfrage liegen die SPD und die Grünen gleichauf bei 17,5 Prozent. Obwohl das andere Umfragen relativieren, möchte Rudolf Hetzel nicht ausschließen, dass die SPD die Grünen tatsächlich noch einholen könnte. "Die SPD läuft als Zweite ins Ziel", glaubt er. Auch Kajo Wasserhövel sieht hier einen weiteren Moment, der zeige: "Es ist alles drin." Dennoch sei eine andere Frage entscheidender: "Kriegt die Partei genug, um eine Regierung zu bilden?" Die Liberalen liegen derweil bei starken 13 Prozent. Wasserhövel sieht diese Stärke auch darin begründet, dass die Liberalen Potenzial der Union abgreifen. "Die Frage, die sich die FDP stellen muss, ist die: Will sie auf Teufel komm raus Armin Laschet zum Kanzler machen?"

Der Hashtag #LaschetLügt war in den Twittertrends. Beim ZDF-Sommerinterview nahm er es bei der Kohlekommission und den Vorgängen zur Neuwahl in Thüringen nicht so genau. Wasserhövel fragt sich, ob er darauf baue, damit als NRW-Ministerpräsident in Düsseldorf bisher durchgekommen zu sein. "Er wird merken, dass das auf Bundesebene so nicht geht", sagt der Politikberater. Konrad Göke findet, das sehe ein bisschen nach einer Masche aus. "Ich tische dem Interviewer eine Ungenauigkeit auf und hoffe, dass er es nicht besser weiß". Allerdings müsste bei renommierten Sendungen die Redaktion auf dem Ohr des Moderators hier einschreiten. Wasserhövel unterscheidet zwischen kleinen Fehlern, wo einmal eine Zahl verrutscht, und anderen Punkten, bei denen es schon bewusst ungenau zugehe. "Laschet hat ein taktisches Verhältnis zu Fakten und Gesprächssituationen", sagt er. "Es gibt auch Situationen, in denen hätte er das nicht gemacht."

Im Sommerinterview sprach sich Laschet auch gegen eine Impfpflicht aus. Hetzel verweist auf die hohen Zustimmungswerte zur Impfpflicht gerade in älteren Wählerschichten. "Ich halte das für einen taktischen Fehler", sagt er. Göke verweist darauf, dass Ältere mit der Impfpflicht gute Erfahrungen gesammelt hätten. Einige Krankheiten wurden so ausgerottet. Wasserhövel sagt: "Klar ist, dass die Impfquoten steigen müssen. Man muss klar die Ideen nennen, um das zu erreichen." Nur zu sagen, was man nicht wolle, helfe nicht weiter. Hetzel widerspricht, Laschet habe sich ja festgelegt, nur eben nicht so, wie das die klassische Unionswählerschaft wohl erwarte. "Keiner weiß, wie die Situation in drei bis fünf Monaten aussieht und wie wir dann über die Impfpflicht reden", sagt Hetzel. "Man sollte es möglichst vermeiden, etwas auszuschließen".

In Bezug auf Laschets Interviews und seinen Wahlkampf insgesamt kommt es seitens des politischen Gegners vermehrt auch zu absprachen, gezielt diffamierende Hashtags in sozialen Medien zu benutzen. Die Aufregung darum, dass Laschet im Flutgebiet bei einer Fernsehansprache von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Hintergrund lachte, begann unter dem Hashtag #LaschetLacht und schaffte es sogar bis in internationale Medien. "Man sollte Shitstorms auf Socialmedia deshalb nicht unterschätzen", findet Göke. Hetzel hält es für sehr unwahrscheinlich, dass Parteien solche Shitstorms selbst mitorganisieren. "Wenn sie dabei erwischt werden, ist das ein K.O.-Kriterium", sagt er. Wenn Politiker bei solchen Aktionen auftauchten, sei das aber zunächst einmal unproblematisch. "Es gibt einen Unterschied, sich zu informieren, oder mit Schmutz zu werfen." Wasserhövel möchte unterscheiden zwischen dem "alltäglichen Twitterwahnsinn" und Geschichten, die tatsächlich den Kanal überspringen. In der derzeitigen Urlaubszeit dächten viele nicht an den Wahlkampf. "Wenn die Leute aber in die Jobs und ihre Kinder in die Schulen zurückkehren, dann machen sie sich ein Bild." Nachhaltige Skandale und Skandälchen können dann ernsthaften Schaden anrichten.

Zuletzt spricht der Podcast noch über das Hochwasser. Rudolf Hetzel hat in einer früheren Folge Naturkatastrophen als Gamechanger vermutet. Wasserhövel kann mit solchen Begriffen nichts anfangen. "Ich will das nicht verwenden, auch wenn es nicht so gemeint ist", sagt er. "Das Ganze ist ja kein Spiel." Eine Krisensituation sei aber immer eine Folie, vor der Menschen einschätzen, ob jemand zur Führung geeignet sei. Hetzel fragt: "Kommt dadurch das Thema Umwelt und damit die Grünen richtig hoch?" Bislang hätten sich die Parteien hier merklich zurückgehalten, was wohl auch an den vielen Toten liege. "Das Thema wurde sensibel angegangen. Das war der professionell von allen Beteiligten", sagt Hetzel. Grundsätzlich sei jede Katastrophe aber ein Vorteil für die Exekutive. "Hier hat Laschet einen Elfmeter verschossen", findet Hetzel.

Post-Production: Vincent Göke Recherche: Sophia Flindell

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